Aachener Zeitung: Der viel zu große Hut - Friedrich hatte im Kabinett nichts mehr zu suchen!
Datum: Dienstag, dem 09. Februar 2016
Thema: Bayern News


Aachen (ots) - Natürlich war dieser Mann nicht mehr haltbar.

Hans-Peter Friedrich musste am Freitag seinen ministrablen Hut nehmen, der ihm ohnehin von Anfang an wegen Übergröße nicht passte.

Der Mann war nur ins Kabinett gekommen, weil er der CSU angehört und aus Oberfranken stammt.

Er steht für jenen typischen Proporz-Minister, der wegen seiner geografischen und parteilichen Herkunft und nicht wegen seiner Kompetenz ins Kabinett gehievt wurde. Das hat seit Konrad Adenauer bundesrepublikanische Tradition.

Sie ist, pardon, Unsinn. Es könnte sich kein an Leistung und Effizienz orientierter Arbeitgeber leisten, seine Führungskräfte nach Wohnort in einem Stadtteil, nach Vereinszugehörigkeit und nach Dialekt auszusuchen.

Die Deutschland AG leistet sich das jedoch seit Jahrzehnten bei jedem neuen Kabinett, und alle lächeln. Wer tatsächlich etwas kann, aber aus dem falschen Landesverband stammt, hat eben Pech gehabt.

Früher gab es noch weitere Auswahlkriterien, zum Beispiel die Religion. Das alles gehört in einem modernen regierungsamtlichen Management auf den Müllhaufen verstaubter Parteirituale.

Skandalöse Fehlleistung: Hans-Peter Friedrich war ein schwacher Bundesinnenminister. Sein naiv-amateurhafter Umgang mit der NSA-Abhöraffäre stellte nicht nur eine unzulässige Verharmlosung dar, sondern eine skandalöse Fehlleistung dar.

Friedrich agierte in der Art eines überheblichen Frühstücksdirektors im Küchenkabinett einer x-beliebigen Bananenrepublik.

Ein Politiker mit derart ausgewiesenem Hang zur Stümperei hätte schon nach der Bundestagswahl im neuen Kabinett nichts mehr zu suchen gehabt.

Das war - eigentlich - auch der Bundeskanzlerin klar. Und deshalb bot sie ihm das Landwirtschaftsministerium an, wohl in der Hoffnung, dass Friedrich eine solche Demütigung nur mit Nichtannahme quittieren würde.

Da hatte sie nicht mit der Ignoranz dieses Herrn gerechnet, der offensichtlich jedes Amt gerne annimmt.

Fast zeitgleich informierte der amtierende Herr Bundesinnenminister damals in der jovialen Gutsherrenart des üblichen Vertuschens den SPD-Chef Sigmar Gabriel mit Details der pikanten Edathy-Angelegenheit.

Dass danach diese Erkenntnisse an weitere Personen verbreitet wurden, steht mittlerweile fest. Einige Plaudertaschen waren nicht zu bremsen. Alle Landeskriminalämter waren ohnehin informiert.

Nicht nur der Staatsanwalt ist fassungslos. Wer lügt? Unabhängig davon wird nun zu untersuchen sein, wer wann in welchem Umfang was wusste (in der Regierung, zum Beispiel im Kanzleramt, und in der SPD-Spitze) und welche Folgen für das Verfahren gegen den SPD-Bundestagsabgeordneten das hatte.

Und: Welchen Wahrheitsgehalt haben in diesem Debakel die Aussagen des SPD-Fraktionsvorsitzenden Thomas Oppermann, die prompt vom Chef des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, zurückgewiesen wurden? Wer lügt: Oppermann oder Ziercke?

Welche Rolle spielten Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier?

Der Fall entwickelt sich gerade erst, und es könnte eine veritable Koalitionsaffäre daraus entstehen. Unterdessen hörten wir auf niedrigstem Niveau die allseits bekannten Solidaritätserklärungen.

Friedrich habe ihr "volles Vertrauen", sagte die CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt. Auch der Ex-Minister selber ist nach wie vor der "Überzeugung, politisch und rechtlich richtig gehandelt" zu haben.

Die Kanzlerin dankte ihm für seine "aufrechte Haltung".

Am Ende sind wahrscheinlich wieder die Medien schuld.

Bernd Mathieu

Pressekontakt:

Aachener Zeitung
Redaktion Aachener Zeitung
Telefon: 0241 5101-389
az-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de

Zitiert aus http://www.presseportal.de/pm/61649/2665231/aachener-zeitung-kommentar-der-viel-zu-grosse-hut-friedrich-hatte-im-kabinett-nichts-mehr-zu-suchen von Harald Hildebrandt, Autor siehe obiger Artikel.

Weitere Bayern Parteien News & Infos auf Parteien-News.de - dem freien Politik & Parteien News Portal mit aktuellen News und Artikeln


Aachen (ots) - Natürlich war dieser Mann nicht mehr haltbar.

Hans-Peter Friedrich musste am Freitag seinen ministrablen Hut nehmen, der ihm ohnehin von Anfang an wegen Übergröße nicht passte.

Der Mann war nur ins Kabinett gekommen, weil er der CSU angehört und aus Oberfranken stammt.

Er steht für jenen typischen Proporz-Minister, der wegen seiner geografischen und parteilichen Herkunft und nicht wegen seiner Kompetenz ins Kabinett gehievt wurde. Das hat seit Konrad Adenauer bundesrepublikanische Tradition.

Sie ist, pardon, Unsinn. Es könnte sich kein an Leistung und Effizienz orientierter Arbeitgeber leisten, seine Führungskräfte nach Wohnort in einem Stadtteil, nach Vereinszugehörigkeit und nach Dialekt auszusuchen.

Die Deutschland AG leistet sich das jedoch seit Jahrzehnten bei jedem neuen Kabinett, und alle lächeln. Wer tatsächlich etwas kann, aber aus dem falschen Landesverband stammt, hat eben Pech gehabt.

Früher gab es noch weitere Auswahlkriterien, zum Beispiel die Religion. Das alles gehört in einem modernen regierungsamtlichen Management auf den Müllhaufen verstaubter Parteirituale.

Skandalöse Fehlleistung: Hans-Peter Friedrich war ein schwacher Bundesinnenminister. Sein naiv-amateurhafter Umgang mit der NSA-Abhöraffäre stellte nicht nur eine unzulässige Verharmlosung dar, sondern eine skandalöse Fehlleistung dar.

Friedrich agierte in der Art eines überheblichen Frühstücksdirektors im Küchenkabinett einer x-beliebigen Bananenrepublik.

Ein Politiker mit derart ausgewiesenem Hang zur Stümperei hätte schon nach der Bundestagswahl im neuen Kabinett nichts mehr zu suchen gehabt.

Das war - eigentlich - auch der Bundeskanzlerin klar. Und deshalb bot sie ihm das Landwirtschaftsministerium an, wohl in der Hoffnung, dass Friedrich eine solche Demütigung nur mit Nichtannahme quittieren würde.

Da hatte sie nicht mit der Ignoranz dieses Herrn gerechnet, der offensichtlich jedes Amt gerne annimmt.

Fast zeitgleich informierte der amtierende Herr Bundesinnenminister damals in der jovialen Gutsherrenart des üblichen Vertuschens den SPD-Chef Sigmar Gabriel mit Details der pikanten Edathy-Angelegenheit.

Dass danach diese Erkenntnisse an weitere Personen verbreitet wurden, steht mittlerweile fest. Einige Plaudertaschen waren nicht zu bremsen. Alle Landeskriminalämter waren ohnehin informiert.

Nicht nur der Staatsanwalt ist fassungslos. Wer lügt? Unabhängig davon wird nun zu untersuchen sein, wer wann in welchem Umfang was wusste (in der Regierung, zum Beispiel im Kanzleramt, und in der SPD-Spitze) und welche Folgen für das Verfahren gegen den SPD-Bundestagsabgeordneten das hatte.

Und: Welchen Wahrheitsgehalt haben in diesem Debakel die Aussagen des SPD-Fraktionsvorsitzenden Thomas Oppermann, die prompt vom Chef des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, zurückgewiesen wurden? Wer lügt: Oppermann oder Ziercke?

Welche Rolle spielten Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier?

Der Fall entwickelt sich gerade erst, und es könnte eine veritable Koalitionsaffäre daraus entstehen. Unterdessen hörten wir auf niedrigstem Niveau die allseits bekannten Solidaritätserklärungen.

Friedrich habe ihr "volles Vertrauen", sagte die CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt. Auch der Ex-Minister selber ist nach wie vor der "Überzeugung, politisch und rechtlich richtig gehandelt" zu haben.

Die Kanzlerin dankte ihm für seine "aufrechte Haltung".

Am Ende sind wahrscheinlich wieder die Medien schuld.

Bernd Mathieu

Pressekontakt:

Aachener Zeitung
Redaktion Aachener Zeitung
Telefon: 0241 5101-389
az-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de

Zitiert aus http://www.presseportal.de/pm/61649/2665231/aachener-zeitung-kommentar-der-viel-zu-grosse-hut-friedrich-hatte-im-kabinett-nichts-mehr-zu-suchen von Harald Hildebrandt, Autor siehe obiger Artikel.

Weitere Bayern Parteien News & Infos auf Parteien-News.de - dem freien Politik & Parteien News Portal mit aktuellen News und Artikeln






Dieser Artikel kommt von Bayern News & Bayern Infos & Bayern Tipps !
http://www.bayern-247.de

Die URL für diesen Artikel ist:
http://www.bayern-247.de/modules.php?name=News&file=article&sid=12013